
Ein Abstecher ins Inland
Richtung Süden wollen wir. Aber wie?
Die vielen, vielen Punkte, die wir auf der Karte markiert haben – jeder eine kleine oder große Sehenswürdigkeit – machen es uns schwer, uns für eine Route zu entscheiden. Was wollen wir gleich sehen, was heben wir für später auf? Welche Orte kann man geschickt verbinden? Was ist uns wichtig, was vielleicht vernachlässigbar?
Schließlich entscheiden wir uns zunächst für einen großzügigen Abstecher ins Landesinnere, wobei wir einsehen müssen, dass wir nicht umhinkommen werden, manche Wege doppelt zu fahren. Aber das nehmen wir gern in Kauf.
Die Straße führt uns zunächst über den State Highway 1 und dann über die Inland Scenic Route (Highways 77 und 72) weg von der Küste und auf grüne Wiesen und schneebedeckte Gipfel zu. Unser erstes Ziel ist der Rakaia River, der unweit der Banks Peninsula ins Meer mündet. Wir erreichen ihn allerdings deutlich näher an der Quelle: Hier fließt der Rakaia inmitten eines weitläufigen Kiesbetts; rechts und links davon erheben sich allerdings schon die dicht bewaldeten Hänge der Rakaia Schlucht.
An diesem seltenen sonnigen Tag schimmert das Wasser wunderschön türkis und wir starten eine kleine Wanderung am Fluss entlang, bei der wir auch einmal hinuntersteigen, um die Hände ins klare Wasser zu tauchen. Die Insassen des Jetboots, das dabei an uns vorbeisaust, scheinen ebenfalls ihren Spaß zu haben.


Die Wanderung führt uns durch duftende Kiefernwälder und an dem ein oder anderen interessanten Vogel vorbei hinauf zu einem Aussichtspunkt, wo wir bei fast über dem Abgrund baumelnden Füßen und herrlichem Ausblick ein Picknick veranstalten.

Auf dem Weg zu unserem Nachtlager bekommt Udo eine kräftige Dusche, denn es regnet mal wieder in Strömen. Darum verzichten wir auch darauf, uns den Lake Coleridge noch anzusehen und verbringen den Abend gemütlich im Inneren des Campervans.

Am nächsten Morgen holen wir das Ganze nach – und werden überrascht von frechen, angriffslustigen Schwalben und Feldern wunderschöner Lupinen, die sich überall auf dem kiesigen Ufer ausbreiten. In der Ferne kann man schneebedeckte Gipfel erkennen. Kein Wunder, dass sich eines der besten Skigebiete Neuseelands ganz in der Nähe befindet – und zwar auf dem Mount Hutt, den wir später auf unserer Fahrt noch passieren werden.


Auch unsere nächste Nacht verbringen wir an einem, beziehungsweise sogar zwei Seen: Dem Lake Camp und dem Lake Clearwater. Hierher gelangen wir über nervenzerreißende Schotterstraßen und durch den Regen – wieder einmal.

Also verschieben wir auch diesmal die Besichtigung auf morgen, was sich lohnt, denn am nächsten Tag erhellt ein wunderschöner Sonnenaufgang den See, die Berge (auf denen es geschneit hat, sodass manche wie von Puderzucker bestäubt aussehen) und die mit braunem Tussockgras bedeckten Hügel. Die Sonne beehrt uns sogar noch etwas länger mit ihrer Anwesenheit, sodass wir im kristallklaren (aber dennoch eiskalten) Wasser des Lake Camp baden gehen.



Danach geht es über ähnlich schlechte Straßen weiter ins Rangitata River Valley. Hier wollen wir den Mount Sunday, vor allem berühmt durch seine Rolle in „Der Herr der Ringe“: Hier standen die Kulissen der Stadt Edoras. Wer die Filme kennt, wird sich nicht wundern, dass sich der Berg als echter Winzling herausstellt. Er erhebt sich in einer weiten Ebene bewachsen von Tussockgras und niedrigen Büschen und umgrenzt von weitaus höheren Bergen, die den grünen Mount Sunday erst recht wie einen Zwerg aussehen lassen. Dementsprechend ist es eine angenehme „Wanderung“ hinauf, wo wir nichtsdestotrotz einen tollen Blick und die warme Sonne genießen können. Ein paar Touristen, die vor der Kamera Schwertübungen durchführen, leisten uns dabei Gesellschaft – wieso die hier sind, müssen wir uns gar nicht erst fragen.





Nachdem Udo sich über Schotterstraßen, Schotterstraßen und noch mehr Schotterstraßen zurück auf den Highway gekämpft hat, kommen wir in Geraldine an, wo wir auf einem gemütlichen Campingplatz übernachten und unsere erste Wäsche machen. Von hier aus ist es nicht weit bis zum Peel Forest, wo wir am nächsten Tag eine Wanderung zu den Rat Falls starten. Umgeben von Farnen und von einem Bach begleitet – wobei Bach und Weg manchmal irgendwie dasselbe ist – erreichen wir auf Waldpfaden mit durchblitzender Sonne einen fast mystisch anmutenden Wasserfall, an dem wir gerne ein wenig verweilen.


Damit schließen wir die Route zurück zum Highway 1 und wenden uns der Küste zu – ein Abstecher, den wir mit Sicherheit nicht bereuen.
Erlebnisse vom 04-07. Dezember 2018
Kommentare
6 Antworten zu „[:de]Die goldene Mitte[:]“
Hallo, ihrZwei!
Ihr seid in einem wunderschönen Land! Aber passt trotzdem auf, dass euch nichts passiert. Bild und Text: Note 1+
Viele Grüße vom Bodensee, Opa Norbert und Monika W.
Hallo Opa,
freut mich sehr, dass auch Du auf unserer Seite vorbeischaust. Ja, wir passen auf uns auf. Und das von einem ehemaligen Lehrer/Schulleiter – freut uns sehr zu hören.
Liebe Grüße zurück an den Bodensee, komm gut durch den kalten Winter!
Da schließe ich mich meiner „Vorrednerin“ doch glatt und gerne an! Schön, dass Du einen Wasserfall auch mal mit fast kurzer Belichtungszeit zeigst 🙂
Haha ja, wollte das Stativ mal nicht mitnehmen 😀
Wunderwunderwunderschöne Fotos und stimmungsvoll beschrieben!
Vielen Dank! Freut mich sehr!