
Der Egmont National Park
Die Fahrt an der Westküste entlang bringt uns durch ein paar kleinere Städte, durch Felder und selten nah ans Meer. Nur einmal fahren wir ein Extrastück zu einem Strand, der ganz mit schwarzem, eisenhaltigem Sand bedeckt ist, aber ansonsten ist die Landschaft entlang der Straße eher unspektakulär…
Bis wir den Egmont National Park erreichen. Im Zentrum dieses Parks steht ein Vulkan, der von James Cook nach irgendeinem englischen Militär Mount Egmont getauft wurde. Inzwischen kommt dieser englische Name allerdings aus der Mode und der Berg trägt wieder seinen ursprünglichen (und, wie ich finde, deutlich klangvolleren) Maori-Namen: Taranaki.
Das Besondere an dem Vulkan ist unter anderem, dass er ganz allein auf flachem Land und sehr nahe am Meer steht, wodurch man – je nachdem, aus welcher Richtung man kommt – einen unverstellten Blich auf seine nahezu perfekt kegelförmige Silhouette hat in den Legenden der Maori gibt es für diese Isolation eine sehr schöne Erklärung:
Einst stand Taranaki im Zentrum der Nordinsel neben den anderen Vulkanen des Inlands. Eines Tages kam eine junge Vulkanin, die nach einem Freier suchte. Sie wählte nicht Tongariro, woraufhin Taranaki aus Frust und Trauer fortzog, bis das Meer ihn stoppte. Der tiefe Graben, den er dabei hinterließ, wurde zum Fluss Whanganui.
Wandern mal anders…
Obwohl der Aufstieg auf Mt. Taranaki als vergleichsweise leicht gilt, verzichten wir darauf, den Gipfel zu erklimmen. Unser Ziel ist ein natürlicher Pond, der zu Fuß etwa zwei Stunden vom nächsten Parkplatz entfernt liegt und in dem sich – im Idealfall – die Spitze des Vulkans spiegelt. Da die Stelle allerdings ziemlich populär ist, müssen wir befürchten, eine Menschenmenge anzutreffen, wenn wir zu „normaler“ Zeit dort hinaufsteigen. Wir fassen also kurzerhand den Entschluss, zu Sonnenaufgang zu gehen.
Bedeutet für uns: Aufstehen um drei, Wanderschuhe schnüren und los geht’s um halb vier. Als wir aufbrechen, wölbt sich über uns der Sternenhimmel, doch schon bald wird er von dichtem Wald verschluckt. Natürlich ist es noch stockdunkel und wir sind mit Taschenlampen unterwegs; alles um uns herum erscheint in düsterem Grau. Lange Zeit geht es über Treppen bergauf, begleitet werden wir nur vom Geräusch unserer Schritte, leisem Rascheln im Gebüsch und den vereinzelten Rufen von Kiwis und Moreporks.
Nach einer ganzen Weile blitzen Lichtpunkte zwischen den Bäumen hervor – sowohl von oben als auch von unsere linken Seite. Bals werden die Bäume niedriger und wir sehen sowohl den Himmel als auch die nächtliche Stadt New Plymouth in vollem Glanz.

Mittlerweile wandern wir durch Buschwerk und erreichen bald eine DOC-Hütte, in der sicher gerade noch ein paar Wanderer schlafen. Wir halten kurz, um die leider schon verblassende Milchstraße zu fotografieren, dann nehmen wir das letzte Stück Weg in Angriff.

Dieses führt uns zwischen Felsen hindurch in eine Graslandschaft und über Holzbohlen zum berühmten Pond.
Es ist noch ziemlich dunkel, aber der Horizont wird von einem tiefroten Glühen erhellt, das hinter der pechschwarzen Silhouette des Mount Taranaki hervorglimmt. Das Pond ist fast unwirklich glatt, kaum eine Welle ist zu sehen und so ist die Spitze des Vulkans haarscharf darin zu erkennen. Sogar ein paar Sterne blitzen noch vom Wasser zu uns herauf.

Bis zum Sonnenaufgang ist es noch eine ganze Stunde. Bald gesellt sich ein anderes Paar zu uns und gemeinsam sitzen wir da und beobachten, wie der Himmel immer heller wird, Taranakis Flanke allmählich an Furchen gewinnt und das Rot langsam zu Orange, dann zu Gold und zu Zartgelb wird – bis die Sonne schließlich die grasbewachsenen Hügel in ihr wärmendes Licht taucht.


…es geht aber auch leichter
Um neun sind wir schon zurück und gönnen uns dann erstmal einen entspannten Tag, bevor wir zu einer anderen Stelle des Nationalparks fahren. Da nur Stichstraßen auf den Berg zuführen, müssen wir ein gutes Stück außenherum fahren, bevor wir am Dawson Falls Visitor Center ankommen, wo man auch übernachten darf.
Den Spaziergang zum gleichnamigen Wasserfall machen wir noch am gleichen Abend und zumindest die Hälfte von uns nimmt in seinem Pool sogar ein erfrischendes Bad.
Tags darauf schlafen wir erstmal aus. Am frühen Mittag packt uns aber schon wieder die Wanderlust, der Rundweg zu den Wilkies Pools dauert allerdings insgesamt nur etwa eine Stunde. Er führt hauptsächlich durch den Wald, hindurch zwischen neuseeländischen Farnen und Bäumen, die über und über mit Moos bewachsen sind, sodass sie wie alte Männer mit langen Bärten aussehen.
An einem Flussbett entlangwandernd kommen wir schließlich zu einer Brücke und kurz danach zu den Pools, die stufenförmig untereinander angeordnet sind. Das Wasser ist klar und sieht einladend aus; die natürlich Rinn, über die es in einen der unteren Pools fließt, hätte sogar eine ganz passable Wasserrutsche abgegeben.

Allerdings ist es heute etwas zu bewölkt, um baden zu gehen und auch Taranaki hüllt sich mal mehr, mal weniger in Wolken. Trotzdem verweilen wir ein bisschen, bevor wir zum Parkplatz zurückkehren.
Bei Udo angekommen, packen wir unsere Sachen und sagen nach einem letzten Blick Mt. Taranaki Adieu.
Kommentare
4 Antworten zu „[:de]Ein einsamer Berg[:]“
Hallo Angelina und Niklas,
es ist immer wieder ein Vergnügen, sich eure Reisberichte zu Gemüte zu führen, sowohl was die Texte als auch die Bilder betrifft. Der Berg ist der Hammer und die Milchstraße trotz Verblassens sehr beeindruckend.
Viele Grüße
Vielen Dank, das war wirklich ein echtes Erlbenis Mount Taranaki so zu sehen. Die Milchstraße konnte man zum Zeitpunkt des Fotos auch noch wirklich gut sehen, da hatten wir Glück.
Toll, dass es Euch nicht zu mühselig ist, um 3 Uhr aufzustehen, um so einen tollen Anblick (den Ihr ja nur vermuten konntet) zu erwandern. Das hat sich ja wirklich gelohnt!
Ein treuer Leser, das haben wir gerne! Jeden Tag wäre so etwas nicht möglich, aber ab und zu muss so ein Trip schon sein – und wie du sagst: es hat sich definitiv gelohnt!