
Wir nähern uns Auckland – und unsere Reise sich damit ihrem Ende.
Noch sind es aber zwei Wochen, bis der Flug geht und in denen wir Neuseelands heimliche (aber nicht offizielle) Hauptstadt und alles, was nördlich von ihr liegt, anschauen.
Dafür müssen wir uns erstmal gründlich umorganisieren, denn unseren treuen Udo haben wir schon bald verkauft ☹. Leider mit einigem Verlust, aber da die Saison gerade zu Ende geht und unser Camper unter massiven Rostschäden leidet, sind wir noch ganz zufrieden – zumal wir immer noch deutlich günstiger wegkommen, als wenn wir einen Van gemietet hätten.
Jetzt heißt es also: Raus mit all unserem Zeug (und das ist viiiel…) aus Udo, rein in die Rucksäcke und vom Campervan ins Hostel. Um irgendwie in der Stadt rumzukommen, kommen Bus und Bahn zum Einsatz, genau so wie Uber und Lime (eine Art E-Scooter Sharing), tatsächlich benutzen wir aber hauptsächlich unsere Füße. Einmal nehmen wir sogar einen Tesla – allerdings nur für eine Testfahrt.


Auckland ist, wie wir bald feststellen, eine richtige Großstadt mit ausgedehnten Vorstädten, Wolkenkratzern und sogar einem Wahrzeichen, dem 328 m hohen Sky Tower, der sich besonders gut in der Skyline macht. Hier findet man modern und ansprechend gestaltete Plätze und Straßen genau so wir unschöne Gassen, in denen es nach altem Fett und anderem Unangenehmen riecht. Hier kann man in Sternerestaurants essen oder sich für ein paar Dollar etwas vom nächsten Imbissladen holen. Hier gibt es Menschen jeder Farbe, Form und Herkunft – und eine Menge Touristen. Großstadt eben.


Manches hat Auckland aber auch, was es ganz massiv von anderen Metropolen unterscheidet. Zum Beispiel wurde die Stadt auf schlafenden Vulkanen erbaut, von denen allerdings keiner besonders hoch ist, sodass wir Mt. Eden in ein paar Minuten besteigen können. Dafür gibt es eine tolle Aussicht über die insgesamt überraschend grüne Stadt und in den Krater (der allerdings komplett mit Gras bewachsen ist).

Auch in Devonport wartet ein Ex-Vulkan auf uns. Der Stadtteil liegt auf der anderen Seite des Hafens, darum fahren wir mit der Fähre hinüber und genießen schon mal den Blick auf die Harbour Bridge im Sonnenuntergang so wie später den von Mt. Victoria auf die nächtliche Skyline.
Schön ist auch der Spaziergang an Hafen und Marina entlang, wobei man sich ein bisschen wie in der Hamburger HafenCity vorkommt. Hier treffen wir unter anderem auf Luxusjachten und ultramoderne Wohnungen, bei denen man sein Boot dann praktischerweise direkt vor der Veranda ankern kann. In einem separaten Becken, versteht sich.


Aus verschiedenen Gründen wechseln wir mehrmals das Hostel und landen bald mitten im City Center. Hier ist Tag und Nacht was los, was wir nutzen, um mal wieder durch die Clubs zu ziehen. Gar nicht so einfach, wenn man kleidungstechnisch für Outdoor-Aktivitäten gerüstet ist… Da scheitern wir schon mal am Dresscode.
Aber auch tagsüber ist Auckland voller Leben und es macht Spaß, in dieser Großstadt zu sein, die sich so sehr vom Rest Neuseelands unterscheidet.

Im hohen Norden
Trotzdem wollen wir unsere letzten Tage doch lieber in der Natur verbringen. Also holen wir uns ein Mietauto und fahren weiter auf die nördlichste Spitze des Landes. Das Fahren selbst dauert dabei irgendwie schon ziemlich lange. Nachdem wir einen Stopp bei einer interessanten Tropfsteinhöhle eingelegt haben, kommen wir ziemlich spät in Paihia, einem Ort in der Bay of Islands, an.
Die Bay of Islands trägt ihren Namen zurecht: Ganze 144 Inseln sind hier auf eher kleinem Raum verstreut. Klar, dass sich da eine Bootstour lohnt! Erstmal aber schauen wir uns das Städtchen Russel an, das Paihia gegenüberliegt und die erste Hauptstadt war. Nach etwas Souveniershopping schiffen wir uns dann ein.

Der Veranstalter garantiert bei dieser Tour eine über 90-prozentige Chance, Meeressäuger zu sehen – und wir werden nicht enttäuscht. Bereits nach kurzer Zeit gesellen sich Große Tümmler zu uns und zeigen keinerlei Scheu. Die Tiere schwimmen direkt neben unserem Boot entlang, springen aus dem Wasser und scheinen ihren Spaß zu haben! Aber auf der Tour sehen wir auch das berühmte „Hole in the Rock“ und bekommen sogar Abendessen auf einer malerischen Insel. Der Trip hat sich jedenfalls gelohnt!





Tags darauf geht es für uns weiter zum Cape Reinga – und das ist wirklich ganz schön weit weg und zwar nicht der ganz, aber fast der nördlichste Punkt Neuseelands. Stundenlang fahren wir und sehen zu, wie die Landschaft draußen immer schroffer und wilder wird. Cape Reinga ist ein ganz besonderer Ort, denn abgesehen von dem kleinen Leuchtturm und der beeindruckenden Küstenlinie kann man hier beobachten, wie zwei Meere zusammenstoßen: Das Tasmanische Meer und der Pazifische Ozean. Die deutliche Trennlinie bietet einen ziemlich surrealen Anblick. Was für ein Schauspiel.


Bei der Fahrt zurück in den Süden kommen wir an den „Giant Sand Dunes“ in Paki an. Und die sind wirklich gigantisch… Einmal ein bisschen hochgelaufen, kommen wir uns vor wie in einer Wüste. Viele nutzen die Riesendünen zum Herunterrutschen, aber wir haben kein passendes Brett dabei – und mit einer Plastiktüte will es nicht so wirklich klappen.
Dafür holen wir das Ganze am nächsten Tag nach, allerdings weiter südlich, mit ausgeliehenen Boards (oder eher Plastikschlitten) und zwei anderen Backpackern, die wir im Hostel getroffen haben. Die Dünen in Ahipara sind weniger populär, was daran liegen mag, dass man eine Dreiviertelstunde dorthin laufen muss… sofern man keinen Geländewagen hat, um über den Strand zu fahren. Auf die Düne zu kommen ist eine Qual, das Herunterrutschen macht dafür einen Heidenspaß!

Kurz schauen wir auch am Ninety Mile Beach vorbei (der genau genommen nur 55 Meilen lang ist). Dieser Strand wird gern befahren und ist sogar Teil des öffentlichen Straßennetzes. Mit unserem Mietwagen trauen wir uns allerdings nicht ran.
Danach geht es für uns wieder nach Auckland… um hier die letzte Nacht in Neuseeland zu verbringen. Es ist ein seltsames Gefühl, nach einer so langen Zeit auf einmal nach Hause zu fliegen – aber natürlich ist auch eine Menge Freude dabei.

See ya!
Nach den viereinhalb Monaten hier können wir definitiv sagen: Neuseeland lohnt sich. Von der landschaftlichen Vielfalt des Landes habe ich auf diesem Blog sicherlich schon ausreichend geschwärmt, aber was „Aotearoa“ außerdem so besonders macht, sind die Menschen.
Wohin wir auch gekommen sind, immer haben wir eine seltene Offenheit und Hilfsbereitschaft angetroffen – dabei könnte ich durchaus verstehen, wenn die Neuseeländer langsam genervt von all den Touristen in ihrem Land wären. Aber nein, die Kiwis gehen alles gern ganz entspannt an egal, ob man sich bedankt, um etwas bittet oder sich entschuldigt, es heißt immer gern „All good“ oder „no worries“ – das scheint hier das allgemeine Lebensmotto zu sein. Just go with the flow. Allein schon, dass es zum Abschied „See ya“ heißt, macht ja schon positive Stimmung. Zusammenhalt und Gemeinschaft sind den Kiwis heilig und das hat wunderbarerweise auch nach den furchtbaren Attacken in Christchurch jeder zu spüren bekommen. Wohin man kam, gab es Unterstützung und Liebe in berührendem Ausmaß.
Vielleicht kommt dieses „Wir-Gefühl“ auch von den Maori, deren Kultur (gerade im Vergleich zu beispielsweise den Aborigines in Australien und den amerikanischen Indianern) erhalten geblieben und mit der der ehemaligen Europäer verschmolzen ist. Heutzutage ist es sowieso egal, wer wann von wo eingewandert ist – wir sind doch alle Kiwis! Jedenfalls fühlt man sich hier stets gut aufgenommen und willkommen, eben wie zu Hause. Und etwas Besseres, als mit Einheimischen zu plaudern und dabei einen Tee zu trinken, kann es doch gar nicht geben. Wenn wir zurückschauen, sehen wir nicht nur Wälder, Berge, Gletscher und Strände, sondern auch unzählige schöne Gespräche, nette Gesten und Gefallen, die die Zeit hier am anderen Ende der Welt einmalig gemacht haben und für die wir uns bedanken müssen. Nicht umsonst haben wir gegen Ende auf die Frage, wieso wir nach Neuseeland gekommen sind, geantwortet: „The landscape, the people and that it’s so far away.“
See ya, Aotearoa!

Kommentare
2 Antworten zu „[:de]Last but not least: Auckland[:]“
Treffender hätte das Résumée nicht ausfallen können, Angelina!
Sehr schöne Schlussworte! All die Schilderungen machen wirklich Lust auf Neuseeland! …trotzdem schön, dass Ihr wieder zu Hause seid… 🙂