
Unser erstes eigenes Auto
Am dritten Tag unseres Aufenthalts ist es so weit: Die Besichtigung eines Campervans steht bevor!
Denn – so gut es uns auch in unserem Hostel gefällt – auf lange Sicht sind uns die Unabhängigkeit und Flexibilität, die ein eigenes Auto mit sich bringt, doch lieber. Schon vor der Reise haben wir mit einigen potenziellen Verkäufern Kontakt aufgenommen und einen davon wollen wir heute treffen. Die Besichtigung läuft problemlos ab, ungezwungen. Trotz seines Alters (*1996) und der farblichen Gestaltung des Innenraums (ziemlich viel Orange) ist uns der umgebaute Toyota Hiace sofort sympathisch. Eigentlich hatten wir uns zunächst mehrere Vans anschauen wollen, doch am Ende ist uns beiden (vielleicht auch ein bisschen wegen des Zeitdrucks) klar: Den nehmen wir.

Zu einem recht guten Preis kaufen wir also den Campervan – und müssen uns erst einmal an den Gedanken gewöhnen, ein eigenes Auto zu besitzen. Dazu noch eines, das uns für die kommenden vier Monate als Haus dienen soll: Ein zur Couch umbaubares Bett, eine Kochnische, ein Kühlschrank und sogar ein (glücklicherweise gut verstautes) Campingklo haben im geräumigen Inneren des Vans Platz. Dazu jede Menge Stauraum, zum Glück, denn zu dem Haufen an Dingen, die wir aus Deutschland mitgebracht haben, kommen in den nächsten Tagen noch Lebensmittel und allerlei Haushaltsdinge hinzu. Zwar können wir es nicht mit einem der riesigen Wohnmobile aufnehmen, die hier unten gern gemietet werden, aber immerhin haben wir das Self-Contained-Zertifikat, was uns vielerlei Übernachtungsmöglichkeiten eröffnet.
Besonders stolz sind wir auch auf die technische Ausstattung des Vans: Eine gesonderte Batterie plus Transformator, die auch Laptopakkus mit links auflädt, sowie allem voran der Kühlschrank, der neben der 12 Volt Autobatterie und dem 240 Volt Stromanschluss (den man auf Campingplätzen nutzen kann) auch mit Gas funktioniert – besonders praktisch, wenn man für längere Zeit mitten im Nirgendwo parkt.


Nach einiger Bedenkzeit taufen wir das Auto nach seinem Nummernschild UD207 Udo. Mit Udo einfach sofort abzischen (wie wir uns das insgeheim vorgestellt hatten) ist aber nicht drin: Erstmal geht es zur Ummeldung zum Postamt. Die Registrierung (rego) und der WOF; also das neuseeländische TÜV-Äquivalent, sind zwar noch eine Weile gültig, doch die separate Dieselsteuer will auch bezahlt werden. Das alles zieht sich leider eine Weile, muss aber sein. Als wir dann endlich bereit sind, die Stadt weit hinter uns zu lassen, stellt sich heraus: Wir haben ein Dieselleck. Entsprechend genervt tingeln wir also einige Tage um Christchurch herum, bis es endlich Zeit ist für die Reparatur. Mittlerweile ist Udo aber wieder fit und trägt uns trotz kleinerer Macken sicher und zuverlässig über die neuseeländischen Straßen.

Über Stock und über Stein
Ach ja, die neuseeländischen Straßen – die können wir auch nicht ganz unkommentiert lassen.
Autofahren in Neuseeland – da denkst man zuerst einmal an den Linksverkehr. Überraschenderweise gewöhnt man sich an den ziemlich schnell, solange man aufpasst nicht beim Rechtsabbiegen plötzlich zum Geisterfahrer zu werden und trotz Udos etwas sperriger Handhabung beim Schalten und dem gewöhnungsbedürftigen Blinkerhebel (der ist auf der anderen Seite, sodass wir anfangs ständig die Scheibenwischer einschalten). Ein wenig tendieren wir (vor allem ich) allerdings dazu, zu weit links zu fahren.
Die Straßen in Neuseeland sind meist in gutem Zustand – solange man sich in der Stadt oder auf einem der Highways befindet. Diese sind übrigens nicht, wie man es sich vielleicht vorstellt, mit deutschen Autobahnen zu vergleichen, sondern ähneln eher einer Landstraße. So kommt es auch mal vor, dass ein Highway mitten durch ein Dorf führt oder von einem Kreisverkehr unterbrochen wird.
Will man zu einem abgelegeneren Ziel, muss man sich leider häufiger über gravel roads, also Schotterstraßen kämpfen. Mit unserem nicht stoßgedämpften Udo eine echte Tortur, vor allem wegen der zahlreichen Rillen ungeklärter Herkunft, die effektiver sind als jede Bremsschwelle.


Ansonsten fällt bald die Vielzahl an toten Tieren auf, die auf der Straße liegen und oftmals nicht mehr identifizierbar sind. Gefühlt alle paar Meter passiert man ein verwesendes Etwas (wir selbst haben glaube ich noch keines erwischt). Ob die Neuseeländer das so sehr interessiert? Vielleicht sind sie auch eher froh, die eingewanderten Kaninchen, Possums, Wallabys und andere unliebsame Säugetiere loszuwerden…
Abgesehen davon haben wir bisher sehr positive Erfahren auf den Highways gemacht: Obwohl einspurig sind sie kaum befahren und an Stau ist gar nicht zu denken. Mit unserem Udo durch Neuseeland zu cruisen ist alles in allem manchmal genau wie wir es uns vorgestellt haben, manchmal kompliziert und manchmal einfach ein Abenteuer.

Kommentare
19 Antworten zu „On the Road with Udo“
hallo ihr beiden. wirklich schöne bilder und und echt interessanter text: was ich schon immer über nz wissen wollte.
Hey Arno,
das freut mich sehr zu hören 🙂 Schön, dass wir mit unseren Artikeln euch einen tieferen Einblick in die Schönheit Neuseelands geben können.
Sehr schöne Texte und Bilder.Ich erfreue mich daran das es euch gut geht.
Grüße von Tom <3
Dann erfreuen wir uns daran dass es dir gefällt:))
Danke danke, und liebste Grüße zurück vom Angler<3
Hallo ihr zwei!
Danke für eure schönen Bilder und Texte! Habt ihr auch schon lebende Tiere gesehen? Alles Gute für euch, Monika
Gern geschehen – wir freuen uns, wenn Sie Dir gefallen ☺️ Lebende Tiere haben wir auch schon gesehen, die sind auch ein deutlich erfreulicherer Anblick… Ausführlichere Berichte dazu folgen
Hallo Angi und Niklas,
supertoll eure Text- und Bildberichte vom anderen Ende der Welt. Wir hatten immer geglaubt wenn wir in Kapstadt waren bzw. sind wir wären am schönsten Ende der Welt, ihr scheint das aber alles zu toppen.
Wir denken jeden Tag an euch und freuen uns eure Abenteuer durch den Block mit zuerleben. Das mit Sprung in Tiefe stellt alles bisher dagewesene in den Schatten. Aber bitte nicht mehr, denkt an die Nerven eurer Eltern.
Viele Grüße aus dem Killifeld von Omama und Großi. und alle aus der G-M
Danke, wir fühlen uns geehrt und freuen uns dass ihr an uns denkt und Spaß an unseren Berichten habt. Keine Sorge, in nächster Zeit kommen wieder etwas ruhigere Aktionen dran.
Toller Blog! Texte, die einen mitnehmen und eine schöne Mischung aus Doku- und künstlerischen Fotos! Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Entdecken Neuseelands und freue mich schon auf die nächste Folge…
Wir freuen uns sehr, dass dich der Link zum Blog auch erreicht hat! Vielen Dank für dein Kommentar. Die nächste Folge ist soeben erschienen 🙂
Hallo Linchen + Niklas,
sehr schöner Reisebericht, der einen ans andere Ende der Welt entführt. Tolle Bilder (besonders der UDO unter dem Sternenhimmel) – man kann sehr gut nachempfinden, das ihr dort eine tolle Zeit habt.
Wir freuen uns schon auf die nächsten Berichte.
Filio und Heinrich
Toll, wenn uns das so gut gelingt und euch die Bilder gefallen! Die nächsten Berichte sind bereits in Arbeit
Hi Angelina, hi Niklas, sehr cool, dass wir nun quasi mitten um Winter das Gefühl haben auch auf einem neuseeländischen Highway zu sein (in Wahrheit sind wir gerade auf einer deutschen Autobahn mitten im bayrischen Wintereinbruch und haben für 80 km etwa zwei Stunden gebraucht…) Der Text ist wunderschön zu lesen, der Deutschpreis somit definitiv verdient, wir hätten ihn Dir auch verliehen Angelina. Die Fotos sind atemberaubend schön. Ein toller Text-Bild-Mix, der viel Lust auf Mehr macht. Take always good care und bis bald, Klaus, Bärbel, Henrike und Luise
Vielen Dank für das tolle Feedback! Schön, dass euch der Artikel so viel Freude macht. So geht uns bestimmt nicht die Motivation aus
Toll dass Ihr Euch die Zeit nehmt uns an Eurer langen Reise auf diese wunderbare Art und Weise teilhaben zu lassen! So können wir das fanastische Neuseeland etwas mitentdecken aus der Ferne und bekommen gleichzeitig mit, wie sich Euer Urlaub so gestaltet und was er für Eindrücke bei Euch hinterlässt.. Besten Dank!
Dankeschön! Das machen wir doch gerne!
Sehe ich genau so!
Toll – macht Spaß zu lesen und anzuschauen! Gerne schnell weitere Folgen…! 🙂
Klasse Foto von Udo unter dem Sternenhimmel!
Vielen Dank, das freut uns sehr zu hören. Weitere Beiträge sind bereits in der Mache 😀