[:de]Zu den blauen Wassern fahren wir[:]

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Zwei Seen im Schatten des Aoraki

Ja, eine Reiseroute in Neuseeland effizient zu planen ist nicht einfach. So kommt man einfach nicht umhin, weite Strecken im Zickzack oder einfach mal doppelt zu fahren. Genau so geht es uns auf dem Weg zum Aoraki Mount Cook National Park. Wir werden ein ganzes Stück in den Norden und dann wieder zurückfahren müssen, doch von der Westküste kommt man einfach nicht an diesen Park heran: Die Alpen sind im Weg.

Genau genommen wollen wir uns nicht nur die Berge anschauen, sondern auch zwei Seen, die gewissermaßen auf den Weg liegen. Kurz vor der Ankunft am Lake Pukaki halten wir in Twizel, wo wie uns eine kostenlose (aber kalte) Dusche gönnen. Und dann geht es auch schon auf der von Lupinenfeldern gesäumten Straße zum See. Die Fahrt hierher war recht lang, darum ist es schon Abend und wir sehen uns nach einer Bleibe für die Nacht um. Zum Glück gibt es einen kostenlosen Stellplatz nicht weit vom Ufer des Lake Pukaki, der – genau wir Lake Tekapo und andere Seen der Region – von Schmelzwasser aus einem Gletscher gespeist wir. Das gibt ihm eine eigentümlich milchig-türkisblaue Farbe, für die er und sein Bruder Tekapo so bekannt sind.

Das wussten wir natürlich schon im Vorfeld, trotzdem müssen wir, als wir den See dann erblicken, erst mal staunen. Das Wasser ist so türkis, dass es schon fast unecht wirkt – aber dann wieder doch nicht, sondern einfach nur superschön. Den Hintergrund bildet ein prächtiges Bergpanorama, dessen Glanzstück, der mächtige Aoraki Mount Cook, in der Abendsonne glitzert.
Der höchste Berg Neuseelands misst ganze 3725 Meter und trägt zwei Namen: Den der Maori (nach einer Legende kletterte der kleine Junge Aoraki auf einen Berg, erfror und wurde zu Stein[i]) und den der Briten, der sich natürlich auf den berühmten Entdecker James Cook bezieht. Ob nun Aoraki oder Mount Cook, jedenfalls ist er vor dem glänzenden Lake Pukaki wunderschön anzusehen.

Als wir am Morgen aufwachen, scheint Aoraki allerdings schlechte Laune zu haben. Zumindest ist der Berg durch dichte Wolken verhüllt und nicht mehr zu erkennen. Wir uns trotzdem auf den Weg, doch als wir im Nationalpark ankommen, fängt es zu allem Überfluss auch noch an zu regnen, sodass das kleine Mount Cook Village ganz in Grau gehüllt wird.
Nachdem wir uns im hiesigen Visitor Center (das übrigens tolle Mini-Ausstellungen über den Park und ein riesiges Fenster beherbergt) etwas informiert haben, flüchten wir erstmal zurück in Udo. Hm, eigentlich wollten wir den Hooker Valley Track laufen, aber bei diesem Wetter? Es sieht wirklich ziemlich ungemütlich aus. Also beschließen wir, unserem inneren Schweinehund heute mal nachzugeben und das Ganze auf morgen zu verschieben.

Die Nacht verbringen wir ein Stück außerhalb des Nationalparks, wo Freedom Camping erlaubt ist. Zu allem Überfluss geht auch noch ein wahnsinniger Wind, sodass uns ganz bange wird. Auch Udo zittert vor Angst und am Morgen müssen wir sehen: Der Sturm hat sein linkes Ohr zertrümmert!

Armer Udo. Auch wenn wir ihn vorerst nicht heilen können (soll heißen: den kaputten Spiegel ersetzen) lassen wir uns nicht runterziehen und machen uns auf ins Hooker Valley. Der einfache Track führt uns durch eine steinige, mit Büschen bewachsene Hügellandschaft, immer mit Blick auf die imposanten Bergketten, die Hütchen aus Schnee und Eis tragen.

Leider ist der Wanderweg gerade wegen seiner Einfachheit ziemlich voll und wir sind eigentlich nicht eine Sekunde alleine. Dennoch ist es ein schöner Weg und er dauert ja auch nicht allzu lange. Nach etwa eineinhalb Stunden erreichen wir den Hooker Lake und sehen den Tasman Gletscher.
Vom Gletscher selbst, der wie eine riesige abgeschnittene Zunge im Tal liegt, sind wir ein kleines bisschen enttäuscht: Er ist von einer dicken Schicht von schwarzem Geröll bedeckt, sodass man das Eis kaum sieht. Das Wasser selbst ist zwar eher von grauweißer Farbe (das liegt daran, dass die Sedimente im Wasser Zeit brauchen, um sich abzusetzen und die wunderschöne türkisene Farbe zu erzeugen), aber darin schwimmen tatsächlich bläulich schimmernde Eisberge – fast zum Greifen nah.

Wir sind zurück und hängen noch einen Spaziergang zu den Blue Lakes (Blue Lakes – Take Two) an. Zwar haben wir erneut einen tollen Ausblick auf den Gletscher und den Tasman Lake (siehe Bild), aber die Blue Lakes enttäuschen uns schon wieder: Als wir eine Infotafel sehen, auf der „Why are the Blue Lakes Green?“ steht, fühlen wir uns langsam etwas verarscht. Wenigstens gibt es diesmal eine Erklärung: Die Blue Lakes wurden früher von Gletscherwasser gespeist, mittlerweile ist der Zufluss unterbrochen und die Seen werden nur noch von Regenwasser gefüllt. Naja. Es gibt ja noch die Blue Pools.
Außerdem bessert sich bei der Rückfahrt das Wetter, sodass wir einen fast perfekten Regenbogen beobachten können – das ist doch mal ein Trost.

Die nächste Station ist der Lake Tekapo, der etwas nordöstlich von seinem Bruder Pukaki liegt und ebenso wunderschön anzuschauen ist. Hier nehmen wir mal nicht die Füße in Beschlag, sondern schwingen uns auf zwei gemietete Fahrräder und radeln auf einem kleinen Rundweg erst am Seeufer entlang und an der Church of the Good Shepherd vorbei – einer wirklich wunderschönen, winzigen Kirche aus Stein und Holz. Die Aussicht, die man aus den Glasfenstern hinterm Altar hat, macht jede opulente Kirchendeko überflüssig.

Später geht es dann durch den Wald und hin und wieder über spaßige, holperige Downhill-Strecken (zum Glück haben wir Mountainbikereifen). Dabei umgibt uns der intensive, sommerliche Duft von warmen Kiefernnadeln. Was will man mehr?
Dann radeln wir hinauf durch goldgelbe Felder bis zu einem Aussichtspunkt, von dem aus sich der See wunderschön vor uns ausbreitet. Dort verweilen wir ein bisschen, bis es spät wird und wir uns beeilen müssen, durch den Ort zurück zum See zu kommen. Dort erwischen wir grade noch rechtzeitig die zuvorkommende Inhaberin des Fahrradverleihs (die das ganze als One-Woman-Show betreibt), die das ganze dabei ist, die Räder einzupacken.

Unser Nachtquartier suchen wir diesmal am Lake Alexandrina. Dieser ist zwar deutlich kleiner als sein Nachbar Tekapo und hat auch nicht die gleiche krasse Farbe, dafür eignet er sich besser zum Schwimmen; tatsächlich ist es der erste See, in dem wir baden, der nicht eiskalt, sondern nur ein bisschen kalt ist. Wir nehmen ein Bad im Sonnenuntergang, bevor wir zu einem nahen Campingplatz fahren. Die Nacht verbringen wir unter den Sternen, zwischen den Seen – und freuen uns schon auf den nächsten Tag.

[i] Das ist jetzt natürlich die Ultrakurzversion dieser Legende.

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Kommentare

2 Antworten zu „[:de]Zu den blauen Wassern fahren wir[:]“

  1. Avatar von Monika
    Monika

    Sehr schöne Bilder und Texte!

    1. Avatar von Niklas
      Niklas

      Vielen lieben Dank! 🙂